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Messerstahl - Gefügeübersicht und Härtungsqualität

Viele bewerten Messerstahl primär nach dem Härtegrad (HRC) – doch Härte ist nicht gleich Härte. Ein hoher HRC-Wert allein sagt wenig über die tatsächliche Gebrauchstauglichkeit einer Klinge aus. Entscheidend ist das Gefüge, das bei der Wärmebehandlung entsteht. Zwei identische Messer aus demselben Stahl mit ähnlichem HRC-Wert können sich in Schärfbarkeit, Schnitthaltigkeit und Zähigkeit deutlich unterscheiden, abhängig davon, wie der Stahl gehärtet wurde.

Ziel unserer Härtung ist ein für den jeweiligen Stahl optimiertes Gefüge mit:

  • feiner, homogener Gefügestruktur
  • kontrolliertem Restaustenitanteil dank präziser Temperaturführung
  • ausgewogenem Verhältnis zwischen Härte und Zähigkeit

Auch wenn der HRC-Wert gut aussieht, kann es bei einer nicht korrekt durchgeführten Wärmebehandlung zu Problemen kommen:

  • Überhitzung: erzeugt grobes Gefüge und Versprödung
  • Haltezeit: ist zu lange oder zu kurz, muss für Messergeometrie angepasst sein
    • Kann zu Kornwachstum führen oder zu unvollständiger Umwandlung
  • Temperaturführung: wird nicht konstant genau gehalten
    • Verursacht unterschiedliche Härtezonen und kann Spannungen im Klingenmaterial erzeugen
  • Restaustenit: Viele hochlegierte Stähle benötigen eine Tiefkühlung, da sonst zu viel Restaustenit verbleibt, besonders wenn hohe Härte angestrebt wird. Ohne diesen Schritt müssen die Härtungsparameter angepasst werden, wodurch das volle Potenzial des Stahls nicht ausgeschöpft werden kann.
    • Alternativ kann ein hohes Anlassen (Sekundärhärtemaximum) genutzt werden, um den Restaustenitanteil zu reduzieren, allerdings auf Kosten der Rostbeständigkeit und oft auch der Zähigkeit
  • Wirkungsvoller Oxidationsschutz: wie Schutzgas oder Vakuum werden bei hochlegiertem Stahl vernachlässigt
    • Bei rostfreiem bzw. hochlegiertem Stahl kritisch, da diese entkohlen, dadurch Härteverlust und verminderte Verschleißfestigkeit bzw. weiche Schneidkante
    • Sorgt für saubere & gleichmäßige Oberflächen

Dies führt dazu, dass eine Klinge nicht richtig scharf wird oder schnell abstumpft trotz guter Stahlauswahl. Auch die Bruchanfälligkeit kann dadurch erhöht sein.

Wir können unsere Härtung mit mikroskopischen Gefügebildern kontrollieren im eigenen Labor, aufgenommen unter identischen Bedingungen.
Dadurch wird sichtbar, wie stark die Qualität der Wärmebehandlung das Gefüge beeinflusst und warum Härte allein kein Qualitätsmerkmal ist.


Diese Übersicht zeigt mikroskopische Gefügebilder verschiedener Messerstähle. Alle Proben stammen direkt aus unserem Lager und wurden von uns unter kontrollierten Bedingungen wärmebehandelt. Dabei kamen unsere jeweils optimierten Parameter zum Einsatz, die auf langjähriger Erfahrung basieren. Das Ziel unserer Wärmebehandlung ist es, ein möglichst feines Gefüge bei gleichzeitig maximaler Gebrauchshärte zu erzielen. So erreichen wir ein optimales Verhältnis von Härte zu Zähigkeit, eine entscheidende Voraussetzung für hochwertige und langlebige Messerklingen.

Alle Gefügebilder wurden mit derselben Vergrößerung und unter konstanten Bedingungen aufgenommen.
Sie zeigen das jeweils aus unserer Sicht funktional optimale Gefüge der jeweiligen Stahlsorte, das durch eine präzise abgestimmte Wärmebehandlung erzielt wurde. Diese Aufnahmen dienen als praxisnahe Referenz für die Bewertung der Härtungsqualität, insbesondere im Hinblick auf Karbidverteilung & Karbidgröße. Der jeweils erzielte HRC-Wert ist zusätzlich angegeben und zeigt, welche Gebrauchshärte bei diesem Gefüge erreicht werden kann.

Mikroskopisches Gefügebild von D2 nach optimaler Härtung
D2-Stahl bei 64 HRC
Mikroskopisches Gefügebild von N690 nach optimaler Härtung
N690-Stahl bei 61 HRC
Mikroskopisches Gefügebild von RWL34 nach optimaler Härtung
RWL34 bei 62 HRC
Mikroskopisches Gefügebild von 1.4034 nach optimaler Härtung
1.4034 bei 60 HRC
Mikroskopisches Gefügebild von Nitro-B nach optimaler Härtung
Nitro-B bei 62 HRC
Mikroskopisches Gefügebild von AEB-L nach optimaler Härtung
AEB-L bei 61 HRC
Mikroskopisches Gefügebild von SF100 nach optimaler Härtung
SF100 bei 61 HRC
Mikroskopisches Gefügebild von Nitro-V nach optimaler Härtung
Nitro-V bei 62 HRC
Mikroskopisches Gefügebild von Nitro-X7 nach optimaler Härtung
Nitro-X7 bei 63 HRC
Mikroskopisches Gefügebild von 1.3505 nach optimaler Härtung
1.3505 bei 61 HRC
Mikroskopisches Gefügebild von 1.2067 nach optimaler Härtung
1.2067 bei 61 HRC

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